Pünktlich um 8.30h standen wir am Samstagmorgen am Freiburger Hauptbahnhof, bereit den langen Weg anzutreten. Im Vorfeld bekam ich bereits eine E-Mail, dass unsere gebuchte Verbindung nicht mehr möglich war. So fuhren wir also bereits eine Stunde früher los und mussten einmal mehr umsteigen. Damit hatten wir quasi schon vor der Abfahrt eine Stunde Verspätung im Gepäck. Dazu war der vorhergehende Zug ausgefallen und unserer dementsprechend voll. Für mich war diese Fahrt sehr anstrengend, denn ich mag keine überfüllten Züge.
Mit dem Umstieg in Heidelberg begann schließlich das richtige Chaos: Es war ein Wagen weniger angehängt, die zweite Klasse komplett ausgebucht. Glücklicherweise war unser Wagen nicht betroffen und wir konnten uns zu unseren reservierten Plätzen durchschlagen. Ich war sehr erleichtert, als wir endlich saßen und ich mich ein wenig entspannen konnte. Doch die Fahrt wurde immer zäher – erst blieb der Zug mitten im Nirgendwo stehen, dann hieß es, die Oberleitung müsse repariert werden. Dazu kam, dass zwei Wagen wegen ausgefallener Klimaanlage geräumt werden mussten. Ich konnte nicht einmal die Toilette erreichen. All das war für mich als Autistin enorm anstrengend, und die Unruhe beim Kind wurde immer größer.
Erst in Köln leerte sich der Zug endlich, das Kind konnte sich bewegen und auch ich durchatmen. Mit insgesamt 90 Minuten Verspätung erreichten wir Düsseldorf. Dort mussten wir mit nur zehn Minuten Umsteigezeit von einem Ende des Bahnhofs zum anderen hetzen – mit Gepäck und inzwischen ziemlich quengeligem Kind. Es war eine knappe Sache, aber wir schafften es gerade so.
Der nächste Zug Richtung Venlo war erneut extrem voll, vor allem mit Fahrrädern. Auch dieser hatte Verspätung. Durch das Gedränge verpassten wir unseren Anschluss nach Horst-Sevenum und mussten nochmals 30 Minuten warten. Wenigstens konnten wir die Zeit am Bahnhof nutzen, um Proviant zu besorgen und kurz durchzuschnaufen.
Da wir uns nicht auskannten, bat ich den Busfahrer, uns Bescheid zu geben, wenn wir am Toverland ankamen. Inzwischen war es fast dunkel, man konnte draußen kaum noch etwas erkennen. Der Busfahrer war sehr freundlich, erklärte uns sogar den Weg zum Eingang. Wir waren die einzigen Fahrgäste. Gegen 20.30h erreichten wir endlich das Toverland – mit einer Gesamtverspätung von 3,5 Stunden!
Nach einem ordentlichen Fußmarsch erreichten wir die Rezeption und erhielten den Schlüssel zu unserem Zelt. Uns wurde kurz erklärt, wie es mit dem Frühstück abläuft und wie wir am nächsten Tag in den Park gelangen. Mit einem Plan, auf dem unser Zelt eingezeichnet war, machten wir uns auf die Suche.
Die Zelte sind mit Betten, Nachttisch, einer Laterne und zwei Steckdosen ausgestattet. Davor steht ein Holztisch mit Bank zum Essen. Toiletten und Duschen befinden sich in einem extra Zelt direkt neben Troy. Dieses war sogar etwas beheizt, allerdings war uns nicht ganz klar, welche Seite für Männer und welche für Frauen gedacht war.
Nachdem Gepäck und Schuhe verstaut waren, machten wir eine kleine Erkundungstour. Glücklicherweise fand noch die Kinderdisco mit Maskottchen Toos statt, und auch der Spielplatz neben der ersten Halle war bis 22 Uhr geöffnet. Nach der langen, anstrengenden Fahrt konnten wir uns so noch bewegen und frische Luft schnappen. Trotz Dunkelheit war es mit meiner Sehbehinderung kein Problem, sich im Camp zurechtzufinden – nur die Zeltnummern waren schwer zu lesen. Da das Camp nicht allzu voll war, war es angenehm ruhig.
Am nächsten Morgen wachten wir gegen 8 Uhr auf, weil bei Troy die Schienen überprüft wurden. Nachdem wir eine Weile zugesehen hatten, gingen wir zur Rezeption und holten unser Frühstück ab. Dieses genossen wir am Holztisch mit Blick auf die Achterbahn. Kurz darauf begannen die Testfahrten bei Troy. Zwar nicht unbedingt leise, aber spannend beim Frühstück zuzusehen, wie die Züge rauschten.
Am dritten Tag schlief das Kind sehr lange, wir frühstückten spät und packten in Ruhe unsere Koffer. Das Gepäck durften wir in einem der ehemaligen Kassenhäuschen abstellen. Da es am Vortag so geregnet hatte, war es uns erlaubt, den Frühstückskorb im Restaurant in der Halle zu genießen. Dort wurden wir freundlich behandelt, auch wenn man uns kurz nach zehn bat, zusammenzupacken, da das Restaurant für Tagesgäste geschlossen wurde. Wir fühlten uns trotzdem willkommen und konnten den Morgen entspannt beginnen.
Im Camp selbst war es immer sauber, die Nachtruhe wurde eingehalten und das Abendprogramm war liebevoll gestaltet. Besonders schön war die Kinderdisco mit Toos. Außerdem gibt es jederzeit Security, an die man sich wenden kann.
An der Rezeption erhielten wir dann unsere Eintrittsbändchen. Übernachtungsgäste betreten den Park über den alten Eingang in der Halle. Durch den grauen Himmel hatte ich keine Schwierigkeiten, mich an die Lichtverhältnisse dort anzupassen. Auch die Orientierung in den Hallen und im gesamten Park war recht einfach, da alles gut ausgeschildert war.
Unsere erste Station sollte Maximus Blitz Bahn werden. Hierbei handelt es sich um eine elektrische Bobbahn. Ein Mitarbeiter wies uns freundlich darauf hin, dass wir uns mit dem Armband nicht normal anstellen sollten. Er führte uns zum Aufzug für Rollstuhlfahrer – der richtige Eingang für uns. Da die Wartezeit nur zehn Minuten betrug, fühlte ich mich beim „Vordrängeln“ etwas unwohl, aber wir fuhren eine Runde und gingen weiter.
Anschließend fuhren wir zweimal Dwervelwind, einem Spinning Coaster, mit jeweils nur einer Runde Wartezeit. Doch im Laufe des Tages wurde es voller. Die Wartezeiten blieben mit maximal 35 Minuten bei den Achterbahnen und 60 Minuten bei Maximus Blitz Bahn überschaubar. Bei vielen Attraktionen nutzten wir einfach die normalen Warteschlangen und kamen gut zurecht.
Bei Troy, der Holzachterbahn, war die Situation eine andere: 35 Minuten Wartezeit und viele lautstarke Schulklassen. In diesem Fall entschieden wir uns für den Ausgangseingang mit Armband. Dort standen wir an der Treppe und machten uns bemerkbar. Der Mitarbeiter bestätigte, dass wir warten sollten, bis er uns hineinlässt. Doch dann passierte erst einmal nichts. Die Bahn lief im 1-Zug-Betrieb, und nach 25 Minuten begann ich zu zweifeln, ob er uns vergessen hatte. Erst dann winkte er uns heran.
Als es regnete, gingen wir wieder in die Hallen. Dort war es laut und voll, aber die Kinder kamen auf den Spielplätzen klar. Sobald es aufhörte zu regnen, setzten wir unseren Rundgang draußen fort. Am späten Nachmittag bekam das Kind Kopfschmerzen und leichte Übelkeit. Wir zogen uns ins Zelt zurück, wo es angenehm ruhig war und nur das Rauschen von Troy zu hören war. Der Regen setzte erneut ein, und so erklärten wir den Tag für beendet.
Da wir den Bus am dritten Tag erst um 16.15h nehmen mussten, nutzten wir den letzten Tag, um unsere Highlights noch einmal zu fahren. Auch Troy stand wieder auf dem Plan. Doch erneut standen wir lange am Ausgang. Vor uns wartete ein Junge mit Krücken, sein Rollstuhl stand unten an der Treppe. Er erzählte uns, dass es bei Troy immer ewig dauert, bis man mit dem Armband drankommt. Wir standen gemeinsam gut 15 Minuten dort, bis wir schließlich alle drei gleichzeitig einsteigen durften. Für Menschen, die nicht lange stehen können, ist diese Regelung ungünstig gelöst.
Danach fuhren wir noch einige kleinere Attraktionen. Besonders schön war ein Stopp im Magischen Tal, wo wir eine Kröte entdeckten, die so laut quakte, dass sie sogar Booster Bike übertönte. Wir verbrachten eine ganze Stunde damit, sie zu beobachten – ein entschleunigender, fast magischer Moment. Zum Abschluss fuhren wir noch eine letzte Runde Dwervelwind, fast so, als hätte man uns schon erwartet. Dann hieß es: Gepäck holen und Abschied nehmen.
Die Barrierefreiheit im Toverland hat uns im Großen und Ganzen positiv überrascht. Die Orientierung im Park war einfach, die Beschilderung klar und auch für mich mit Sehbehinderung gut erkennbar. In den Hallen hatte ich bei den wechselnden Lichtverhältnissen keine Schwierigkeiten, mich zurechtzufinden.
Das Armband für Menschen mit Behinderung war in vielen Situationen hilfreich. Bei Attraktionen mit längeren Wartezeiten konnten wir so einen alternativen Zugang nutzen, was besonders mit Kind eine Erleichterung war. Gleichzeitig war es manchmal auch unangenehm, wenn die Wartezeiten ohnehin kurz waren und man das Gefühl hatte, sich „vordrängeln“ zu müssen. Besonders bei Troy fiel auf, dass die Organisation noch nicht optimal ist: lange Wartezeiten am Ausgang, fehlende Kommunikation und die Belastung für Menschen, die nicht lange stehen können. Hier wäre eine bessere Lösung wünschenswert.
Im Camp selbst war die Situation für uns sehr angenehm. Das Gelände war überschaubar, die Lautstärke niedrig, und auch im Dunkeln konnte ich mich trotz Sehbehinderung gut orientieren. Nur die Zeltnummern waren schwer zu erkennen. Insgesamt fühlte ich mich sowohl im Park als auch im Camp mit meinen Einschränkungen gut aufgehoben.
Unsere Tage im Toverland haben uns sehr gut gefallen, auch wenn die Anreise mühsam war. Das Sommercamp können wir absolut weiterempfehlen: Es war sauber, ruhig, die Nachtruhe wurde eingehalten, und das Abendprogramm war abwechslungsreich und liebevoll gestaltet. Besonders schön war, dass das Maskottchen Toos morgens durchs Camp lief und die Kinder begrüßte.
Auch die Mitarbeiter haben einen positiven Eindruck hinterlassen: durchweg freundlich, hilfsbereit und fast alle mit sehr guten Deutsch- oder Englischkenntnissen. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, an einer Backstage-Führung teilzunehmen oder gegen eine Gebühr den Lifthill von Troy zu besteigen – ein Angebot, das wir sehr gern einmal ausprobiert hätten.
Natürlich spielt das Wetter eine Rolle, und bei Regen sind die Hallen schnell sehr voll und laut. Doch insgesamt war unser Aufenthalt ein tolles Erlebnis, das wir in bester Erinnerung behalten werden.