Erfahrungsbericht: Tatzmania Löffingen mit Sehbehinderung

Auch wenn wir eigentlich schon immer im schönen Schwarzwald wohnen, gibt es noch jede Menge Dinge die wir hier noch nie gemacht haben. Baden- Württemberg ist kein kleines Bundesland und hat als Urlaubsdomizil natürlich jede Menge zu bieten und das nicht nur für Touristen. Deshalb stehen bei uns auch noch ein paar Dinge auf unserer „To- do Liste“ hier im schönen „Ländle“, wie zum Beispiel das Tatzmania in Löffingen. Ein kleiner aber feiner Wild- und Freizeitpark, bei dem einem gut was geboten wird. Auch für den kleinen Geldbeutel ein attraktives Tagesausflugsziel. Lohnt sich das und was hat das Tatzmania eigentlich so zu bieten? Für welches Alter ist der Park am besten geeignet? Das haben wir als Familie getestet, wozu wir freundlicherweise vom Tatzmania eingeladen wurden. Natürlich werdet ihr in diesem Bericht auch wieder erfahren, wie gut ich hier mit meiner Sehbehinderung zurecht gekommen bin, wobei ich hier nicht allzu viele Herausforderungen erwartet habe. Aber fangen wir doch mal von vorne an.

Gerade mal 80 Fahrminuten trennen uns von unserem Zuhause und dem Tatzmania. Quasi ein Katzensprung. Wer sich im Vorfeld auf der Homepage schlau macht, findet recht schnell heraus, woher das Tatzmania eigentlich seinen Namen hat. Denn hier gibt es nicht nur Tiere wie in anderen Wild und Freizeitparks die wir bisher besucht haben, sondern auch Tiger und Löwen. Aber dazu kommen wir später noch.
Mit einem Eintrittspreis von 24 Euro für Erwachsene und 21 Euro für Kinder im Alter von 4- 12 Jahre dürft ihr sämtliche Fahrgeschäfte so oft nutzen wie ihr mögt. Bei Vorlage eines Schwerbehindertenausweises zahlt ihr ebenfalls den Kinderpreis von 21 Euro und habt damit eine kleine Ermäßigung. Solltet ihr in eurem Schwerbehindertenausweis das Merkzeichen aG oder BI haben, könnt ihr kostenlos in den Park.

Wir wussten das es im Tatzmania im Vergleich zu anderen Parks eher überschaubar werden würde, was die Anzahl der Fahrgeschäfte betrifft. Das macht es aber keinesfalls uninteressant für uns, denn das ein oder andere Fahrgeschäft führt uns auf unbekanntes Terrain, was natürlich unsere Neugier geweckt hat. Wie ist das Fahrgefühl auf dem Papageienflug oder dem Goldrusher? Fährt sich der Affenflieger so lustig, wie es klingt und aussieht? Was mich persönlich ja immer besonders reizt sind Freefall- Tower, da sie nicht in jedem Freizeitpark zu finden sind. Also zumindest von meiner Seite aus schon mal ein Pluspunkt.

Nach der Ankunft auf dem Parkplatz geht es erst mal ein Stück durch den Wald bis wir am Kassenhäuschen pünktlich zur Parköffnung ankommen. Direkt danach auf rechter Seite befindet sich ein Indoorspielplatz der von innen auf jeden Fall mehr Eindruck macht als von außen. Aber der Indoorspielplatz muss warten, auch das Tiger und Löwengehege lassen wir fürs erste links liegen. Denn wir wollen die Zeit für die Fahrgeschäfte nutzen, bevor das Besucheraufkommen zunimmt. Im Nachhinein hätten wir uns nicht beeilen müssen, da es zu keiner Zeit wirklich übermäßig voll war oder lange Wartezeiten gab. Durch den Anteil wirklich großzügig gehaltener Tiergehege verläuft sich der Andrang ebenfalls gut, was zu einer guten Verteilung führt.

Das Layout der Homepage gefällt mir insgesamt gut, da es überwiegend einfach und übersichtlich gestaltet ist und auch hier von der Farbgestaltung das Thema Safari/Afrika gut aufgegriffen wird. Was mir hier allerdings fehlt sind allgemeine Informationen darüber, welche Attraktionen überhaupt für Menschen mit Behinderung zulässig sind. An sich fände ich es sehr hilfreich wenn man im Vorfeld schon wüsste, ob ich in einem Freizeitpark mit der Behinderung die ich habe auch etwas machen kann. So könnte man abwägen ob sich ein Besuch auch lohnen würde um dann nicht erst Vorort erfahren zu müssen, dass das Benutzen der Fahrgeschäfte gar nicht geht. Was ich gerne positiv hervorheben möchte, ist das die Größen- und Altersangaben direkt auf der Homepage bei den jeweiligen Attraktionen dabei stehen und man danach nicht erst noch suchen muss.

Unsere erste Anlaufstelle ist erst mal das Kidsmania, welches kurz nachdem Indoorspielplatz zu finden ist. Hier gibt es mehrere kleine Fahrgeschäfte vor allem für die Jüngsten. Unter anderem findet man hier eine Ballonfahrt, eine Jeepsafari, ein Mini- Freefalltower, ein Tassen – Karussell und den Affenflieger. Alles in allem Fahrgeschäfte, die man recht häufig in kleineren Freizeitparks findet. Wir merken schnell, dass dieser Bereich für unsere Jungs im Alter von 10 und 12 Jahren bis auf den Affenflieger (ein Flatride mit Gondeln, die einen in die Luft katapultieren) nicht allzu viel Interessantes bietet, weshalb wir nach austesten des Affenfliegers und dem Mini- Freefalltower dann doch auch schnell weiter ziehen. Denn die Highlights des Parks warten ja noch auf auf uns. Einen großen Vorteil, von dem ich grundsätzlich immer profitiere, ist wenn die Sonne auf unserer Seite ist. Gute Lichtverhältnisse schenkt uns nicht nur ordentlich warme Temperaturen, sondern auch mir gute Voraussetzungen zu überwiegend viel Selbstständigkeit. Meine Sonnenbrille brauche ich aber trotzdem, da es je nachdem wo man sich aufhielt immer wieder Wechsel aus Licht und Schatten gab. Dies ist immer etwas anstrengend, da meine Augen recht lange brauchen um sich an an wechselnde Lichtverhältnisse anzupassen. Auf dies kann der Park natürlich keinen großen Einfluss nehmen. Jedoch kann ich dann etwaige Stolperquellen oder Übergange manchmal nicht gut sehen. Glücklicherweise hielt sich dies insgesamt auch in Grenzen, aufpassen musste ich aber trotzdem. Die Weguntergründe wechselten, zwischen flachen Pflastersteinen, geteerten Wegen und Schotterwegen.

Kurz nach dem Kidsmania landen wir bei einem Spinning- Coaster namens Africa- Spin, der natürlich gleich ausprobiert wird. Die sich während der Fahrt drehenden Gondeln machen es zu einem spaßigen Erlebnis, bei der man sogar kurz mal die Orientierung verlieren kann. Jedoch hab ich mir während der Fahrt aufgrund der abrupten Richtungswechsel zweimal den Kopf an der Lehne gestoßen. Nicht gerade angenehm, weswegen zumindest ich es bei einer Fahrt belassen habe. Der Zustieg und Ausstieg verlief aber ohne Probleme, auch wenn man bei den Stufen immer gerne noch Kantenmarkierungen als Kontrast zum besseren Erkennen ergänzen könnte. Unser nächstes Ziel ist der 38 Meter große Freefalltower, auf den ich mich bis dahin am meisten gefreut hatte. Diesen kann man entweder als Freefalltower oder Panorama (verbleibt dann oben zum Aussicht genießen) fahren. Da es uns nach ein wenig Aktion sehnte, wählten wir natürlich den Freefalltower.
Viel erklären muss ich hierzu glaube ich nicht. Allerdings war ich im Nachhinein etwas enttäuscht, dass dieser nur gebremst „fällt“. Da hielt sich der Adrenalin Kick natürlich in Grenzen. Nachdem ich
aber gesehen habe, dass der Freefalltower bereits für Kinder ab 6 Jahre zugänglich ist, kann man den gebremsten Fall nachvollziehen.

Als nächstes wagen wir uns auf das Überschlagskarussell Papageienflug und das ist definitiv nichts für schwache Nerven. Erstmal beobachte ich ein paar Fahrten und wäge ab, ob ich das meinem Magen wirklich antun kann. Bei diesem Fahrgeschäft erwarten einen ein paar sehr verrückte Flugmanöver, deren Anblick alleine mich schon etwas zweifeln lassen, ob ich dafür nicht schon zu alt bin. Dennoch wage ich den Versuch auf den Papageienflug, denn meine Kinder wollen unbedingt, also wird nicht gekniffen. Der Zustieg ist unkompliziert, man hat Schulterbügel und die braucht man auch, denn man hängt auch gut mal kopfüber. Doch es wäre nicht der Papageienflug wenn das schon alles wäre, denn außerdem kann man seinen Papagei mit einem Hebel nach links oder rechts steuern und so zusätzlich Überschläge machen. Klingt nicht nur nach Spaß, sondern ist es auch. Das Fahrgefühl lässt sich kaum in Worte fassen und deshalb gehört es im Tatzmania zu meinem absoluten Highlight, das wir später erneut fahren.

Doch eine Sache fehlt uns noch, nämlich der Goldrusher. Hierbei handelt es sich um eine Stahlachterbahn mit einer steilen Abfahrt und ein paar schönen engen Kurven. Der Family- Coaster gehört neben dem Papageienflug zu den Attraktionen im Park mit Nervenkitzel und macht wirklich Spaß. Eine wilde und doch angenehme Fahrt die besonders bei den kleinen Fahrgästen die mitfahren dürfen, für viel Freude sorgt. Auch hier ist der Einstieg und Ausstieg problemlos. Am Ein- und Ausgang gibt es jeweils Treppenstufen, die keine Markierung haben, was aber bei dem Sonnenschein kein Problem war.

Da wir ja gerne auch mal kleinere Freizeitparks besuchen (zumindest so lange die Jungs vom Alter noch mit machen) und schon die Erfahrungen gemacht haben, dass die Kombination mit Wild-
Tierpark (oder in diesem Fall hier sogar ein Zoo) eine sehr Gute ist, haben wir uns auf diesen hier besonders gefreut. Denn wie viele Freizeitparks können schon mit Tigern und Löwen trumpfen? Was im Wild und Freizeitpark Klotten die Falknerei besonders macht, sind im Tatzmania die Tiger und Löwen. Vorausgesetzt, man sieht welche. Man muss wirklich dazu sagen, dass die Gehege alle sehr großzügig gestaltet sind, weshalb man teilweise schon ein gutes Auge haben muss um die Tiere auch zu entdecken. Aber bevor ich zu den Tigern komme, fangen wir bei den Berberaffen an, die wir wegen der Hitze leider nicht so lange beobachteten, wie wir eigentlich gerne gewollt hätten. Aber zumindest bekamen wir die kurze Zeit jede Menge von ihnen zu sehen, was wirklich schön war.

Im Schatten des Waldes entdeckten wir noch weitere Tiere wie das Watussi- Rind, Trampeltiere und Steppenzebras, die zwischen den Bäumen des Schwarzwaldes ein eher ungewöhnliches Bild gaben. Immerhin können sich diese Aufgrund ihres Aussehens nicht ganz gut verstecken wie manch andere Tiere. Ebenfalls erblickten wir aus der Ferne Damwild und ganz aus der Nähe Gänse und Zwergziegen.

Neben den Berberaffen waren mein Highlight noch die Erdmännchen. In jedem Zoo den ich bisher besucht habe, haben sich diese immer vor mir versteckt (vielleicht waren sie auch da und ich hab sie halt nicht gesehen ;-)). Umso mehr habe ich mich gefreut, dass sie sich mir voller Stolz präsentierten und so zumindest mein Herz höher schlagen ließen. Aber zu lange durfte ich nicht schauen, denn meine Jungs hatten Pläne. Der eine wollte in den Indoorspielplatz, der andere zur kommentierten Fütterung der Tiger und Löwen. Einer der beiden hatte jede Menge Spaß und der andere erlebte eine kleine Enttäuschung. Am Eingang in den Park befand sich eine Tafel, auf der die Uhrzeiten für die kommentierten Fütterungen drauf zu finden waren, jedoch fanden diese so wie auf der Tafel vermerkt, nicht statt. Dies führte nicht nur bei uns zu Irritation, sondern auch bei anderen Besuchern. Schade. Leider bekamen wir bei unserem Besuch weder Löwen noch Tiger zu Gesicht. Die haben sich wohl ein Plätzchen im Schatten fernab der Besucher gesucht und wollten ihre Ruhe haben. Es sei ihnen gegönnt.

Für den unglücklichen Fall, dass Wetter würde mal nicht mitspielen, dann bietet das Tatzmania noch gute Alternativen für drinnen. Im Kino könnt ihr Filme wie König der Löwen oder Zoomania anschauen. Die Auswahl passend zum Theming getroffen und meiner Meinung nach eine coole Idee mit Filmen die ich beide großartig finde. Da das Wetter bei uns alles andere als Kinotauglich ist, werfen wir aus Neugier nur einen kurzen Blick hinein. Im Gegensatz dazu schaffen wir es nicht zum Abschluss einen Bogen um den Indoorspielplatz zu machen. Denn unseren Jüngsten zieht es auch bei schönstem Wetter in einen Indoorspielplatz und dieser hier überrascht uns wirklich positiv. Von außen ein wenig unscheinbar, aber drinnen kann davon sicher nicht die Rede sein. Das Klettergerüst bietet ein paar versteckte Highlights wie eine Reifenrutsche, eine Steilrutsche und Trampoline ganz oben im Klettergerüst. Auch ich probiere die Rutschen aus und gehe langsam meinem Sohn hinterher, der mich navigiert und mir alles zeigt.
Denn hell ist es darin nicht und da ich mir schon so manche Beule am Kopf zu gezogen habe, gilt hier die Devise: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Viele Kinder sind bei dem schönen Wetter hier zumindest nicht zu sehen, was für mich schon mal gut ist. Irgendwann wird es mir dann aber doch zu anstrengend von den Augen her, weshalb wir uns einen Kaffee holen und lieber vom Sitzplatz aus zuschauen.

Was ich hier im Indoorspielplatz als nicht ganz ungefährliche Stolperquellen erwähnen muss sind die Absätze, welche die verschiedenen Ebenen dort verbinden. Diese haben kein Geländer oder farbige Kontraste an den Kanten, damit man sie besseren erkennen könnte (siehe Bilder). Selbst mein Mann hat sie übersehen und von mir fange ich gar nicht erst an. Um mehr Sicherheit zu schaffen, wäre hier ein Geländer sicher keine schlechte Option. Ansonsten fanden wir den Indoorspielplatz richtig schön. Groß und vielseitig. Dieser hat unseren Aufenthalt im Tatzmania abschließend perfekt abgerundet.

Wir müssen wirklich sagen, dass für einen Eintrittspreis von 24 Euro und 21 Euro echt viel im Preis enthalten ist und das ist schon ne Wucht. Die ganzen Fahrgeschäfte, der Zoo, das Kino und der
Indoorspielplatz. Anfangs stellte ich die Frage ob sich das lohnt und das tut es in jedem Fall, auch wenn man vielleicht nicht alle Tiere zu Gesicht bekommt. Am meisten profitieren hier Kinder ab 4 Jahre, da ab diesem Alter schon viele Attraktionen mit Begleitung gefahren werden dürfen. Bis 12Jahre kann man hier auch richtig viel Spaß haben. Unserem 12 Jährigen hat es jedenfalls gut gefallen. Aber ob wir das Tatzmania nächstes Jahr wieder besuchen würden? Wenn es nach unserem Jüngsten geht bestimmt. Aber es gibt noch soviel Parks die wir auch noch gerne entdecken wollen, weshalb wir das Tatzmania tendenziell erst mal nicht besuchen werden, was aber in dem Fall natürlich nicht am Park liegt.

Noch ein paar Sachen die ich gerne erwähnen möchte:
Überall wohin man gesehen hat war es sauber und gepflegt. Das Flair allgemein hat uns gut gefallen, auch die Atmosphäre im Park fanden wir sehr angenehm. Die Mitarbeiter waren freundlich, hilfsbereit und geduldig. Die meisten kleinen Parks haben tendenziell kaum Thematisierung, was man hier aber nicht behaupten kann. Klar kann man hier kein Europapark- Flair erwarten, aber meiner Meinung
nach war alles schön aufeinander abgestimmt anhand des Safari/Afrika- Themings. Dieses war überwiegend eher schlicht, was ja nicht schlecht ist. Auch der neue Spielplatz „Carlos Abenteuerland“ ist ein echter Hingucker und lässt Kinderherzen höher schlagen. Klar gibt es auch immer die ein oder anderen Ecken, die noch Potential zum Verbessern haben, aber über die Kleinigkeiten kann man hinwegsehen. Was ich hier vielleicht noch anmerken möchte ist, dass gerade bei so einem heißen Wetter die Schattenplätze doch schnell vergriffen sind, weshalb wir es uns manchmal einfach in der Wiese bequem gemacht haben. Also ein paar Bänke mehr unter Bäumen wären hier sicher nicht schlecht. Da hier im Tatzmania ja die Kinder im Vordergrund stehen, wäre ein Wasserspielplatz für die heißen Sommertage bestimmt auch eine Aufwertung.
Bis auf den Kaffee haben wir in der Gastronomie nichts weiter in Anspruch genommen, Aber es gibt noch ein Restaurant, einen Biergarten (der aber geschlossen hatte), eine Saft & Wein Probe und auch im Indoorspielplatz konnte man sich verköstigen lassen. Die Preise waren im Rahmen und in Ordnung!
Mit meiner Sehbehinderung, so habt ihr es sicher auch raus gelesen, bin ich bis auf wenige Kleinigkeiten ohne Probleme zurecht gekommen, weshalb es hier keine weiteren Anmerkungen mehr dazu gibt.
Also, besucht doch gerne mal das Tatzmania. Gerade mit Kindern lohnt sich das auf jeden Fall!

Ich sag wieder vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten mal!
Eure Jessi