Nachdem die Premiere von „König Ödipus“ am 23. Februar 2022 am Vorabend des Einmarsches russischer Truppen in die Ukraine stattgefunden hat, kommt die Inszenierung nun erneut und vor dem Hintergrund eines ausgewachsenen Krieges zurück auf den Spielplan des Schlosstheaters. Zunächst ist die Inszenierung von Ulrich Greb, in der Roman Mucha König Ödipus spielt, an drei weiteren Abenden im Schloss zu sehen.
Immer wieder aktuell und immer wieder neu lässt sich die Geschichte des Sturzes des Thebanischen Herrschers Ödipus deuten und doch geht es jedes Mal um die Verhandlung von Macht, um Machterhalt und Machtverlust. – Eine Pest bricht aus in Theben mit katastrophalen Folgen für Mensch, Tier und Natur. König Ödipus, der einst als einziger das Rätsel der Sphinx zu lösen vermochte und so die Stadt befreite, macht das Krisenmanagement in „Zeiten der Seuche“ zur Chefsache. Durch einen Orakelspruch erhält er den Hinweis, dass der ungesühnte Mord an seinem Vorgänger die Epidemie verursacht habe. Unverzüglich beginnt er damit, den Mord aufzuklären, um keine 24 Stunden später zu erkennen, dass er selbst der Täter, der Getötete sein Vater und dessen Frau Iokaste, seine Mutter und jetzige Ehefrau ist. Alle bisherigen Gewissheiten über seine Lebensweise und Herkunft stellen sich als falsch heraus. Ödipus sticht sich die Augen aus und zieht als blinder Bettler in die Verbannung.
Heute, 2.400 Jahre nachdem Sophokles mit „König Ödipus“ den Dramenwettbewerb während der Dionysien in Athen gewann, ist die thematische Nähe zu heutigen Diskursen frappierend: die Frage nach den irreversiblen Kipp-Punkten im globalen Erd- sowie Machtsystem ist drängender als je zuvor, die Menschheit scheint sich ihr eigenes Gab zu schaufeln und nach dem Absturz des einen tyrannischen Herrschers steht schon der nächste bereit, um die Welt aus ihren Angeln zu heben…
Die Inszenierung „König Ödipus“ stellt die Frage nach dem Verhältnis von Wissen und Handeln und probiert, entlang des Schicksals der Hauptfigur, Handlungsalternativen zu finden, die die Tragödie aufhalten könnten. So könnte man das Konzept, das ihr zugrunde liegt, als ein Menschen-Experiment zwischen Mythos und Realität beschreiben.
Karten können unter info@schlosstheater-moers.de oder unter der Telefonnummer 028418834110 erworben werden.