Wenn der Europa-Park Ende November seinen Winterzauber eröffnet, freuen wir uns jedes Jahr auf die besondere Stimmung: Lichter, Musik, Dekorationen und winterliche Angebote, die dem Park ein ganz neues Gesicht geben. Auch in diesem Jahr gab es wieder viele Highlights – von einer Eislaufbahn über Rodelmöglichkeiten bis hin zum beliebten Riesenrad „Bellevue“, das den portugiesischen Themenbereich bereichert.
Die Shows im Europa-Park sind während der Wintersaison traditionell besonders festlich gestaltet, und der ganze Park erstrahlt in einem weihnachtlichen, besinnlichen Glanz. Es gibt einen Weihnachtsmarkt, winterliche Essensangebote und sogar einen Christkindlmarkt im irischen Themenbereich. Auch die winterliche Parade gehört jedes Jahr dazu – ein bezaubernder Moment ist immer, wenn ein Kind den großen Weihnachtsbaum einschalten darf und alles plötzlich funkelt.
Doch dieses Jahr hatte für uns ein ganz besonderes Ziel: die neue Zirkus-Revue. Wir waren neugierig, was uns erwartet – und vor allem wollten wir wissen, wie es mit der Barrierefreiheit aussieht, insbesondere für Rollstuhlfahrer. Wir hatten im Vorfeld gehört, dass es mehr Rollstuhlplätze geben soll, und wollten uns das unbedingt selbst ansehen.
Wir waren etwa eine halbe Stunde vor Beginn der Show vor Ort, gemeinsam mit vielen anderen Gästen, die ebenfalls auf den Einlass warteten. Der neue Themenbereich „Winterland“ vor dem Zirkuszelt ist neugestaltet worden:
Es gibt ein kleines Kinderkarussell, mehrere Essens- und Getränkestände sowie Toiletten. Die Stimmung ist lebendig, winterlich und durchaus sehenswert. Bei der Bodenbeschaffenheit hat man hier auf Holzhackschnitzel gesetzt, die für unseren Rollstuhlfahrer Tim aber kein Problem darstellten.
Was uns direkt auffiel: Die Toiletten vor Ort sind nicht barrierefrei.
Das bedeutet, dass man – gerade als Rollstuhlfahrer – erst wieder bis in den griechischen Themenbereich zurückmüsste, wo sich die nächste barrierefreie Toilette befindet. Das ist schade, denn ein barrierefreies WC in unmittelbarer Nähe wäre hilfreich, damit man z. B. während der Show nicht so weit gehen muss.
Da es außerdem schon dämmerte und es zunehmend voller wurde, war es insbesondere auch mit Sehbehinderung schwieriger, sich sicher zu orientieren. In dieser Situation war die Unterstützung einer Begleitung notwendig.
Früher gab es einen klaren Zugang über den kroatischen Bereich, doch dieses Jahr existierten zwei verschiedene Zugangsbereiche in diesem Bereich – den, der bisher auch schon an Voltron vorbei ging und einen vorne am Traumzeit-Dome vorbei.
Das könnte für Unmut sorgen, weil Gäste, die in der Schlange weiter hinten warten, durch den seitlichen Zustrom aus Richtung Traumzeit-Dome andere Gäste vor sich hineinlaufen sehen. Insgesamt ist die Lösung dadurch ungünstig.
Kurz vor dem Zelt gibt es erneut ein WC – aber auch dieses ist nicht barrierefrei.
Beim Betreten des Zelts hat ein Mitarbeiter schnell erkannt, dass wir einen Rollstuhlplatz benötigen, freundlich die Richtung gezeigt, in welche wir gehen sollten, und seine Kollegin informiert, dass wir kommen. Das war positiv und aufmerksam.
Der Weg dorthin ist allerdings schwierig:
Dort befinden sich gleich zwei steile Rampen mit einer Zwischenebene, die ohne Unterstützung für Rollstuhlfahrer nicht zu bewältigen wäre.
Damit ist der Bereich faktisch nicht barrierefrei – selbst wenn die Plätze offiziell so bezeichnet werden.
Oben angekommen wurden wir von einer Mitarbeiterin freundlich empfangen und an unsere Plätze begleitet. Wir waren zu viert, doch für die Begleitung des Rollstuhlfahrers darf nur eine weitere Person direkt daneben sitzen. Wir saßen daher in der Reihe dahinter.
Hinzu kommt:
Die Rollstuhlplätze befinden sich auf einer Ebene hinter mehreren Sitzreihen für Besucher ohne Einschränkung weiter vom Geschehen entfernt, als es bisher der Fall war. Die Sitzreihen sind allgemein nicht versetzt angeordnet, sodass man erst mal direkt auf die Hinterköpfe der Personen vor einem schaut. Die Sicht auf die Bühne war dadurch teilweise stark eingeschränkt.
Wir hatten außerdem den Eindruck, dass es nicht wirklich mehr Rollstuhlplätze gibt als in den vergangenen Jahren – eher eine andere Platzierung und zusätzlich neue Hindernisse wie die Rampen. Insgesamt empfanden wir die Lage und Umsetzung der Plätze als ungünstig.
Das Thema der diesjährigen Show ist Monte Carlo – passend dazu, dass im französischen Themenbereich bald der neue Bereich „Monaco“ entstehen wird. Die Show wurde im Vorfeld sehr stark angepriesen, und die Rückmeldungen vieler Besucher klangen vielversprechend.
Umso mehr waren wir gespannt – und wurden leider nicht ganz so abgeholt, wie wir es uns erhofft hatten.
Die Show hat auf jeden Fall starke Momente:
• Die Akrobatik mit der Riesenschaukel war beeindruckend.
• Der Comedian César hat das Publikum mit seiner Art schnell zum Lachen gebracht – definitiv ein Highlight.
• Der Gesang war wie gewohnt tadellos und schön.
• Auch die Tanzeinlagen des Europa-Park-Ensembles und unser Lieblingsmoderator haben uns gefreut.
Allerdings empfanden wir das Gesamtprogramm im Vergleich zu früheren Jahren als geringfügig nachlassend – vor allem, wenn man an besonders starke Shows wie „The Greatest Showman“ zurückdenkt. Braucht man eine Hundeshow? Wir haben diese aufgrund der eingeschränkten Sicht eh kaum gesehen. Für uns müssen keien Tiere im Zirkus sein.
Der Showeinstieg mit einem Video war aus unserer Sicht ebenfalls unglücklich gestaltet:
Englisch, mit französischem Voice-over und kleinen deutschen Untertiteln, die durch eine Querstange teilweise verdeckt waren. So war es kaum möglich, dem Inhalt zu folgen.
Wir möchten aber betonen:
Das ist unsere persönliche Meinung – anderen Besuchern kann die Show durchaus viel besser gefallen. Es lohnt sich also, sich selbst ein Bild zu machen.
Die Show hat reizvolle Momente und gute Darbietungen, ist aber nach unserer Einschätzung nicht so stark wie manche der Produktionen der letzten Jahre. Das heißt nicht, dass sie schlecht ist – eher, dass die Erwartungen aufgrund der Ankündigung sehr hoch waren und am Ende nicht ganz erfüllt wurden. Ein Besuch lohnt sich trotzdem, besonders wenn man Zirkusatmosphäre, Artistik und die winterliche Stimmung des Parks mag. Zudem kann man sich etwas aufwärmen und mal eine Stunde sitzen.
Wir schätzen es sehr, dass der Europa-Park an das Thema Barrierefreiheit denkt. Es gibt Bemühungen – das ist sichtbar. Aber an einigen Stellen hapert es noch deutlich:
• Die Rampen sind zu steil, um selbstständig genutzt zu werden.
• Keine barrierefreien Toiletten direkt am Zelt.
• Sichtprobleme durch nicht versetzte Sitzreihen.
• Zugangssituation unübersichtlich durch zwei Einlassbereiche.
Wir möchten das nicht als „schlecht“ darstellen – es ist eher schade, weil das Potenzial da ist und einige Verbesserungen mit wenig Aufwand möglich wären. Unsere Kritik ist konstruktiv gemeint, denn wir wissen, wie viel Mühe der Park sich generell mit seinen Shows gibt.
Trotz der genannten Punkte hatten wir einen schönen Wintertag im Europa-Park. Die Atmosphäre ist wie immer etwas Besonderes, und die Show bietet unterhaltsame Momente.
Die Barrierefreiheit beim Zirkus hat uns dieses Jahr nicht überzeugt, aber wir hoffen, dass unsere Erfahrungen dazu beitragen, dass die Umsetzung weiter verbessert wird. Der Europa-Park ist grundsätzlich offen für Entwicklung – und wir glauben, dass die Zirkus-Revue mit ein paar Anpassungen für alle Besucher ein noch besseres Erlebnis werden kann.