Europabad Karlsruhe im Test – Erfahrungen zur Barrierefreiheit für Sehbehinderte

Normalerweise bin ich keine große Wasserratte. Meist reicht mir ein Buch auf einer Liege. An diesem Tag jedoch habe ich mich überrascht selbst als aktive Schwimmerin erlebt. Unser Besuch im Europabad Karlsruhe während der Herbstferien war das erste Mal für uns – und er hat sich wirklich gelohnt, auch wenn es an unserem Besuchstag sehr voll war. Die Familientageskarte kostet 57 Euro, was angesichts des Angebots ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis darstellt.

Mit meiner Sehbehinderung ist ein neuer Ort immer eine besondere Herausforderung. Zunächst heißt es, sich zu orientieren, eine Basis zu finden und die Lage zu erkunden. Im Europabad hat dies gut funktioniert, sodass wir auf jeden Fall wiederkommen würden.

Das Europabad ist mit dem Navi gut zu finden. Parkplätze im Parkhaus waren ausreichend vorhanden, da wir bereits vor Öffnung eintrafen. Schon 15 Minuten vor der Öffnung bildete sich eine Schlange – und uns schnell klar, dass es an Wochenenden in den Ferien sehr voll werden könnte, was sich dann auch bestätigt hat.

Nach dem Kauf der Eintrittskarten erhielt jeder ein Armband, das sowohl für den Zugang als auch für die Schließfächer verwendet wird. Die Preisübersicht war einfach und übersichtlich gehalten, da es nicht sehr viele verschiedene Tarife gab, was ich als äußerst angenehm empfand.

Beim Betreten des Erlebnisbads fällt sofort auf, dass fast überall Handläufe vorhanden sind. Diese bieten Menschen mit Sehbehinderung zusätzliche Sicherheit und helfen, Stolperfallen zu vermeiden. Die Umkleiden sind geräumig, und da wir früh dran waren, fanden wir einen Platz für unsere Sachen und ein paar Liegen für uns als Familie. Der erste Standort direkt an den Toiletten erwies sich jedoch als ungünstig, da es dort nicht gut ausgeleuchtet war, aber gleichzeitig das direkte Tageslicht stark blendete und mir so die Orientierung erschwerte – ein Hinweis für künftige Besuche, unbedingt andere Plätze mit weniger direktem Tageslicht zu nehmen.

Das Europabad verfügt über acht verschiedene Rutschen, von der Trichterrutsche über die Freefall-Rutsche bis hin zu einer Stehrutsche. Hier ein Überblick.

Diese einzigartige Rutsche wurde von Gästen entwickelt und bietet Licht- und Soundeffekte sowie einen Trichter und Wasserfälle. Durch die Effekte kann es leicht zu Orientierungsschwierigkeiten kommen. Für mich war der Adrenalinkick besonders intensiv, aber der Spaßfaktor sehr hoch.

Diese Rutsche ist deutlich intensiver als bekannte Wildwasserflüsse in anderen Bädern. Kurven und Sogkräfte können Orientierung erschweren, insbesondere in dunkleren Bereichen. Für Menschen mit Sehbehinderung ist Vorsicht geboten, das Ende ist schwer zu erkennen.

Eine dunkle Trichterrutsche, die nur allein genutzt werden darf. Trotz anfänglicher Angst habe ich mich überwunden, hier einen Versuch zu wagen. Ich konnte den Ausgang glücklicherweise problemlos finden und die Rutsche war für mich ein spannendes Erlebnis. Gerutscht bin ich sie aber nur einmal, da sie gerade für Sehbehinderte dennoch nicht ohne ist.

Die Reifenrutsche bot ein entspannteres Erlebnis. Die Stehrutsche „Sky Surfer“ erlaubt das Rutschen im Stehen, was zunächst ungewohnt war, aber dennoch gut für mich funktioniert hat. Die Freefall-Rutsche „Aqua Rocket“ haben wir ausgelassen, da sie für mich persönlich unangenehm wäre (bin so eine ähnlich bereits einmal gerutscht). Kleinere Rutschen wie die Wellenrutsche und „Kai der Hai“ im Kinderbereich wurden einmal ausprobiert, aber hatten für uns keinen Nachholbedarf.

Ein großer Teil der Zeit haben wir im Erlebnisbecken verbracht. Das Wasser war angenehm warm, und das Becken lud zum Entspannen ein. Es gibt Unterwasserbegrenzungen, die für mich anfangs schwer zu erkennen waren. Die Orientierung war daher zunächst herausfordernd für mich, aber durch Abtasten konnte ich den Weg raus aus dem Becken dann dennoch finden. Der integrierte Strömungskanal machte zusätzlich Spaß, war jedoch die meiste Zeit sehr überfüllt. Das war für mich mit eingeschränktem Gesichtsfeld eher schwierig und ich musste mich die meiste Zeit an meiner Begleitung festhalten, da ich sonst andere Besucher häufiger übersehen hätte. Hier wäre ein besuchsärmerer Tag sicher hilfreich.

Im Außenbereich wurde der Strudel ausprobiert, die Massageliegen waren jedoch häufig besetzt. Zusätzlich gibt es im Innenbereich einen Aquacross-Kletterparcours, ein Nichtschwimmerbecken, ein 25-Meter-Becken und ein Dampfbad. Das Dampfbad bot eine ruhige Alternative zum Trubel im Erlebnisbecken.

Die Gastronomie war an diesem Tag stark frequentiert. Zwar ist das Mitbringen von Speisen möglich, offiziell darf jedoch nur im Gastronomiebereich gegessen werden. Aufgrund der Überfüllung waren Sitzmöglichkeiten knapp, was den Aufenthalt zeitweise unkomfortabel machte. Hier wäre eine Erweiterung oder bessere Organisation der Sitzplätze wünschenswert.

Trotz kleinerer Einschränkungen, etwa durch dunkle Bereiche oder die hohe Besucherzahl, war unser Besuch im Europabad Karlsruhe ein rundum positives Erlebnis. Besonders die Rutschen und das Erlebnisbecken bieten viel Spaß, während die vorhandenen Handläufe und Orientierungshilfen die Nutzung für Menschen mit Sehbehinderung erleichtern.

Einige Verbesserungspunkte wie Beleuchtung an Rutschen- Enden, Handläufe an allen Stufen und einer besser organisierten Gastronomie könnten den Aufenthalt noch komfortabler machen. Insgesamt ist das Europabad für Familien und Menschen mit Sehbehinderung empfehlenswert – sowohl für aktive Badeerlebnisse als auch zum Entspannen. Vielleicht erwischen wir ja beim nächsten Besuch einen weniger hoch frequentierten Tag mit vielen Badegästen.