Die neue 60-Minütige Dokumentation „Wie barrierefrei ist…? | Europa-Park“ diskutiert die Möglichkeiten für Barrierefreiheit in der Freizeitbranche und begleitet dafür exemplarisch einen Rollstuhlfahrer auf die Top-Attraktionen von Deutschlands größtem Freizeitpark.
Nach rund einem Jahr Arbeitszeit feierte der Film am 07.03.2023 seine Kinopremiere mit geladenen Gästen aus ganz Deutschland – und ist damit erst der Anfang eines Herzensprojekt.
Rust / Langenfeld. Jeder Mensch braucht mal eine Auszeit vom Alltag. Während es für die meisten Menschen total normal ist, beispielsweise mit Freunden ins Kino oder einen Freizeitpark zu gehen, gibt es eine Gruppe Menschen, für die genau das oftmals nicht möglich ist: Menschen mit Handicap. Als sehbehinderte Person kann man nicht einfach in jedes Kino gehen, Rollstuhlfahrer können nicht mit jeder Achterbahn fahren und so weiter. Es stellt sich die Frage: Wie barrierefrei ist die Freizeitbranche – und wie barrierefrei kann sie werden?
Das Team von Freizeitpark-Erlebnis beschäftigt sich seit fast zehn Jahren mit Freizeit-Erlebnissen in ganz Deutschland und Europa. Auch die Barrierefreiheit war in dieser Zeit immer wieder Thema. Nun hat sich das Team mit Tim Eigenbrodt, Rollstuhlfahrer und Experte für Barrierefreiheit, zusammengetan, um sich diesem Thema ausführlicher zu widmen. Entstanden ist eine 60-Minütige Dokumentation in Deutschlands besucherstärksten Freizeitpark: Dem Europa-Park in Rust.
„Ich möchte auch mal wieder das Gefühl haben Achterbahn zu fahren, aber leider ist das für mich fast nicht möglich“, sagt Tim Eigenbrodt im ersten Gespräch mit Freizeitpark-Erlebnis. Blickt man in die Nachbarländer, zum Beispiel nach Holland, so sieht man in Freizeitparks beeindruckende Lösungen für barrierefreie Erlebnisse. „Das muss doch auch in Deutschland möglich sein“, findet der Gründer und Inhaber von Freizeitpark-Erlebnis, Michael Töller, und macht sich zusammen mit seinem siebenköpfigen Team an die Recherche.
Der Europa-Park in Rust gilt als meistbesuchter Freizeitpark im deutschsprachigen Raum. Mit Top-Attraktionen wie der „SilverStar“ und der „BlueFire“ lockt der Vergnügungspark jährlich fast sechs Millionen Menschen in den kleinen Ort Rust in Baden-Württemberg, der von und für die Spaß-Maschinerie lebt. „Wir dachten, wenn sich ein Park um das Thema kümmert, dann müsste es doch eigentlich der größte Park tun“, so Michael Töller weiter.
Und so war es auch: Im direkten Kontakt mit dem Europa-Park stellt sich heraus, dass sie sich dem Thema für die Saison 22/23 explizit widmen wollen. Und das Ergebnis liest sich beeindruckend: Sechs parkeigene Themenhotels, davon alle mit behindertenfreundlichen Zimmern, außerdem circa 80 von 85 verschiedenen Attraktionen für mindestens eine Kategorie von Menschen mit Behinderung zugänglich.
Das wollte sich das Team von Freizeitpark-Erlebnis zusammen mit Tim natürlich selbst anschauen. Mit dem Produktions-Team von Dreherlebnis und in Begleitung von MackMedia wurden drei Tage im Europa-Park verbracht – entstanden ist die nun veröffentlichte 60-Minütige Dokumentation.
In der Dokumentation besucht Tim einige der beliebtesten Attraktionen des Parks, wie zum Beispiel „Piraten von Batavia“, „SilverStar“ oder „Voletarium“. Dabei begleitet der Zuschauer Tims Orientierung im Park, den Ein-und Ausstiegsprozess der jeweiligen Attraktionen und erlebt natürlich hautnah seine Reaktionen während der Fahrt. Zur Berücksichtigung von Menschen mit Beeinträchtigungen gehören nicht nur Aufzüge, Rampen, Automatiktüren und freigegebene Attraktionen, sondern auch entsprechende Beschilderungen, Leitfäden und ausreichend geschulte Mitarbeiter. All diese Aspekte nimmt das Team in der ausführlichen, emotionsgeladenen Dokumentation unter die Lupe und es werden immer wieder sowohl positive als auch verbesserungswürdige oder kritische Aspekte der Barrierefreiheit im Europa-Park aufgezeigt. Nicht nur für Menschen mit Handicap, sondern auch für Europa-Park- und Freizeitpark-Fans ein spannender Erfahrungsbericht, aus dem man lernen kann, wie Menschen mit Beeinträchtigung die Welt erleben.
Kinopremiere der Dokumentation am 07. März 2023 im Rex Kino in Langenfeld
Um die Veröffentlichung der Dokumentation entsprechend zu zelebrieren, fand am 07. März die Premiere im Rex Kino Langenfeld statt. „Die Kinopremiere war ein voller Erfolg“, ist sich das Team einig. Wichtige Persönlichkeiten und Vertreter aus der Branche, der Industrie und diverser Vereine haben sich auf den Weg nach Langenfeld gemacht und haben Tim dort auf seinem Abenteuer begleitet. Die Reaktionen des Publikums zeigten: Neben spannenden, aufregenden und emotionalen Momenten mit Tim, haben vor allem die kritischen Punkte so manche Augen geöffnet und Denkprozesse angestoßen. Und natürlich sorgte Tims sympathische Art auch für den ein oder anderen herzhaften Lacher im Kinosaal.
Welche Attraktionen Tim nutzen konnte, welche Schwierigkeiten dabei aufgetreten sind, wie die Abteilung für Barrierefreiheit des Europa-Parks damit umgeht und wie Tims Körper darauf reagiert, wenn er zum ersten Mal in seinem Leben aus 73 Metern Höhe in die Tiefe fährt – das sieht man seit dem 10. März 2023 auch auf dem YouTube-Kanal von Freizeitpark-Erlebnis.
Erste Erfolge noch vor der Veröffentlichung
Bereits beim Dreh traf sich das Team zwischendurch mit zuständigen Mitarbeitern des Parks und auch nach dem Dreh gab es bei weiteren Besuchen immer wieder Gespräche zwischen dem Team und Gregor Engelmann (Operation & Service – Europa-Park GmbH & Co Mack KG), der für die Barrierefreiheit zuständig ist. So konnten in den letzten Monaten bereits viele Maßnahmen zu den weiteren Verbesserungen im Freizeitpark erfolgreich umgesetzt werden.
„Herrn Engelmann aus Rust bei der Premiere hier in Langenfeld dabei zu haben, zeigt das ehrliche Interesse am Thema. Beim gemeinsamen Essen im Anschluss wurden bereits weitere Projektideen besprochen und das Thema Nachhaltigkeit wurde durch den ebenfalls anwesenden Europa-Park Mitarbeiter Christof Burgbacher in den Raum gebracht. Auch hier wird viel Potential für eine Berichterstattung gesehen. Es bleibt also spannend“, berichtet Michael Töller im Anschluss an die Kinopremiere. Und selbst im kleinen Rahmen konnte die Dokumentation schon was bewegen, wie zum Beispiel mit dem Einbau von Rollstuhl-Plätzen im Rex Kino, bevor die Dokumentation dort gezeigt wurde.
Wie geht es jetzt weiter?
„Es ist eigentlich erst der Anfang. Mit unserer Doku-Reihe „Wie barrierefrei ist…?“ haben wir mittlerweile gemeinsam mit der Produktionsfirma Dreherlebnis ein Konzept auf die Beine gestellt, welches die Barrierefreiheit in der Freizeit-Welt durch professionell gefilmte Dokumentationen unter die Lupe nimmt. Durch die Verbreitung der Doku-Serie über unsere Website und Social Media bekommt das Thema immer mehr Aufmerksamkeit und eine höhere Reichweite in der Gesellschaft. Damit erreichen wir etwas, was uns allen im Team sehr wichtig geworden ist“, sagt Michael Töller. Wieso das Thema für das Team so wichtig wurde, liegt nicht zuletzt an Tim Eigenbrodt. „Wir erleben die Welt seit dem Kontakt mit Tim ganz anders. Barrierefreiheit geht uns alle an! Und wenn wir die Menschen so sehr zum Nachdenken anregen können, wie es uns zum Nachdenken angeregt hat, dann haben wir unser Ziel erreicht. Jeder hat das Recht alleine oder auch gemeinsam mit Freunden Spaß und Freizeit zu erleben“, so Töller abschließend.
Aber das Team ist sich natürlich bewusst, dass das Thema Barrierefreiheit in der Freizeitbranche viel größer ist und „Barrierefreiheit“ nicht nur Rollstuhlfahrer und ihre Herausforderungen meint. Mit einer körperlichen, seelischen, geistigen oder Sinnesbeeinträchtigung sehen die Hürden und Möglichkeiten wieder ganz unterschiedlich aus und auch von Mensch zu Mensch gibt es individuelle Unterschiede. Deshalb möchte Freizeitpark-Erlebnis sich in Zukunft nicht nur auf Freizeitparks und nicht nur auf Rollstuhlfahrer beschränken, sondern auch viele andere Freizeiteinrichtungen wie Kinos, Museen oder Zoos mit Menschen unterschiedlichster Beeinträchtigung besuchen. So soll die Barrierefreiheit Stück für Stück aus neuen Blickwinkeln betrachtet werden.
Du bist gefragt! – Ausblick
Deshalb sollen mit der Veröffentlichung der Dokumentation vor allem Vereine mit ihren Mitgliedern angesprochen werden, denn gesucht werden aktuell neue Protagonisten, die Lust auf die Umsetzung gemeinsamer, spannender Projekte für diese Doku-Reihe haben. Die ersten Freizeiteinrichtungen haben sich nach der Kinopremiere bereits gemeldet und um Termine gebeten. Und auch in die Politik dringt Freizeitpark-Erlebnis mit seinen Bemühungen vor und ist im Herbst bei der Behindertenbeauftragten des Landes NRW zu Gast, um sich auszutauschen.
„Ich finde es toll, dass sich Freizeitpark-Erlebnis dem Thema Barrierefreiheit widmet. Ich bin mir sicher, dass sich dadurch noch viel in der Branche bewegen wird. Und ich durfte endlich Achterbahn fahren. Ich hoffe, dass das bald fast überall möglich sein wird“, schließt Tim Eigenbrodt das Interview mit einem Strahlen im Gesicht ab.
- Kinopremiere am 07.03.2023 im Rex Kino in Langenfeld
- Ganze Dokumentation ab dem 10.03.2023 um 18:00 Uhr auf Youtube