Am 3. April 2012 wurde der Lemurenwald feierlich eröffnet und bis heute zählt er zu den absoluten Highlights, denn die Besucher des Erfurter Zoos können die Lemurenwald-Bewohner hautnah im frei begehbaren Außengehege erleben. Anlässlich des 10. Jubiläums bietet der Thüringer Zoopark Erfurt bei schönem Wetter eine Spezialfütterung inkl. Tierpflegersprechstunde an: Am 1. & 2. April 2022 jeweils um 14:00 Uhr können Interessierte Fragen stellen und Wissenswertes über die Lemuren erfahren. Außerdem werden die Affen täglich 12:00 Uhr an der Scheibe des Affenbereichs gefüttert.
Viele Erfurter kennen das alte Affenhaus bestimmt noch: Darin lebten u.a. Weißkopfmakis, Adolf-Friedrich-Stummelaffen, Zwergseidenaffen und Totenkopfäffchen. Damals lebten die Affen hinter Glasscheiben in Käfigen mit Blick auf türkisfarbene Kacheln. Jeden Tag musste alles geschrubbt und teils auch desinfiziert werden. Durch den Fortschritt in der Veterinärmedizin z. B. durch Wurmkuren und Medikamente auch für Wildtiere, können die Affen heute auf Naturboden inmitten von Pflanzen leben. Die moderne Zoo-Tierhaltung setzt auf mehr Platz und Familiengruppen bei den Affen. Deshalb wurde das veraltete Affenhaus abgerissen. Heute bietet die großzügig gestaltete naturnahe Anlage Lebensraum für zwei Lemurenarten – sieben Kattas und sechs Kronenmakis wohnen derzeit hier.Kattas sind gegenüber Menschen sehr aufgeschlossen und nicht aggressiv, deshalb eignen sie sich bestens für die Haltung in frei begehbaren Gehegen. Bei den Kattas führen die Weibchen das Regime. Viola, unsere 24-jährige Katta-Dame war viele Jahre die Ranghöchste, nun wird sie von Bereichstierpflegerin Heike Hofmann liebevoll als Oma betitelt – ihre Tochter führt jetzt die Gruppe an. Katta-Männchen haben in dem Familienverband keine tragende Rolle. Sie dienen lediglich zur Fortpflanzung. Die Rangordnung spiegelt sich auch beim Füttern wider: Die Pfleger richten mehrere Futterstellen für die Kattas her, damit kein Futterneid entsteht.
Auf dem Speiseplan steht viel Gemüse wie Kohlrabi, Kohlrüben, Rettich, rote Beete, Fenchel und Möhren. Zweimal in der Woche gibt es Heuschrecken und einmal wöchentlich Hühnchen, ab und zu Ei und nur ganz wenig Obst. Denn Obst enthält Zucker und vor allem die Kattas neigen dazu, dick zu werden. Entgegen allen Klischees werden hier im Zoopark übrigens keine Bananen an die Affen gefüttert. Sie sind einfach zu kalorienreich. Nebenan leben die Kronenmakis. Sie fressen zwar genau das gleiche und sind den Kattas hinsichtlich des Körperbaus und der Lebensweise ähnlich, jedoch unterschieden sie sich stark vom Wesen. Deshalb werden sie getrennt gehalten. Das Gehege der Kronenmakis ist für die Besucher nicht zugänglich, denn Kronenmakis sind sehr scheu, ängstlich und suchen eher die Ruhe.
Lemuren gehören zu den sog. Feuchtnasenaffen. Sie leben ausschließlich auf Madagaskar. Der Mensch ist die Ursache für die Gefährdung: Wir zerstören die Lebensräume der Affen. Wir roden die Wälder, um Palmöl-Plantagen zu errichten, um Platz für Rinderweiden oder Siedlungen zu haben. Wir betreiben Bergbau, um seltene Erden und andere Bodenschätze zu finden, die wir z.B. für die Handyherstellung benötigen. Die Rolle des Zoos sollte an dieser Stelle klar sein: Bedrohte Tierarten sowie deren Lebensräume werden geschützt. Wir alle sollten unser Bewusstsein dafür schärfen, welchen Einfluss unsere menschlichen Lebensweisen auf unseren einzigartigen Planeten haben.