Ab nächsten Samstag, 24. September, zeigt das Jüdische Museum Westfalen für zwei Monate eine Ausstellung mit Fotos von Ceren Saner. Die künstlerisch gestalteten und mit Mehrfachbelichtungen verfremdeten wunderschönen Porträts zeigen 15 LGBTIQ+ Personen verschiedener Religionszugehörigkeit. In Begleittexten erzählen die Porträtierten ihre Geschichten.
Da ist Julia aus Koblenz, die in einem baptistisch-mennonitischen Haushalt aufwuchs und während des Theologiestudiums begriff, dass es sinnlos ist, gegen ihre Trans-Identität anzukämpfen und dass Gott sie dennoch bedingungslos liebt. Dasselbe galt leider nicht für ihr soziales Umfeld, welches sie fast gänzlich verlor als sie geoutet wurde. Heute kämpft sie dafür, dass andere in ähnlichen Situationen ihre Identität offen leben können. Da ist Helene, die Berliner Rabbinatsstudentin, die persönlich keine Konflikte zwischen ihrer Queerness und ihrer Religion erlebt hat und sich dabei auch auf Vorarbeiten zur jüdisch-queeren Theologie in den USA und in Deutschland stützen kann. Auch sie wünscht sich aber, dass die Vielfalt jüdischen Lebens sichtbarer wird und steht mit ihrer Person dafür ein.
Dies sind zwei von vielen möglichen Geschichten und Lebensläufen. Die Ausstellung trifft keine generellen Aussagen zu queer-religiösen Menschen, im Gegenteil: die Porträtierten stellen sich selbst vor, mit ihren eigenen Erfahrungen im Umgang mit anderen, auch mit Diskriminierung, in ihren Zugängen zu ihrer jeweiligen Religion, zu ihren familiären Umfeldern und mit ihren je eigenen Vorstellungen und Wünschen. Die Ausstellung lädt die Besucher*innen ein, sich ausgehend von diesen 15 Biographien auch Gedanken über die eigene Identität zu machen.
Mit dieser schönen und ermutigenden Ausstellung, welche das Jüdische Museums in Rendsburg (Schleswig-Holstein) in Kooperation mit Keshet Deutschland erarbeitet hat, will das Jüdische Museum Westfalen Personen, die oftmals versteckt bleiben, weil sie von Diskriminierung und physischer Gewalt bedroht sind, in ihrer Identität bestärken und gegenüber der Mehrheitsgesellschaft signalisieren, dass ein offenes, queeres Leben in unserer Gesellschaft selbstverständlich sein muss.
Die Ausstellung in Dorsten wird unterstützt vom Lions Club Dorsten-Hanse. Sie läuft bis zum 13. November 2022.
Pädagogisches Begleitprogramm:
Informationen zum pädagogischen Begleitprogramm (für Schulen, Konfirmand*innenunterricht etc.) sind bei Mareike Fiedler und Anja Mausbach unter lernen@jmw-dorsten.de erhältlich.