Artenschutz vor der Haustür: Mitarbeitende des Tiergartens der Stadt Nürnberg haben gemeinsam mit Jägern des Reviers Wetzendorf und Schulkindern in den Pegnitzauen zwischen Schwaig und Lauf an der Pegnitz 30 Rebhühner (Perdix perdix) ausgewildert. Intensive, zunehmend technisierte Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden und der Verlust des Lebensraums sind Gründe dafür, dass der Bestand der Hühnervögel in Europa und Deutschland rapide zurückgeht. Aber auch der Straßenverkehr sowie eine nicht nachhaltige Bejagung können eine Gefahr für den Bestand darstellen. Laut dem bayerischen Umweltamt leben in unserem Bundesland nur noch 4.600 bis 8.000 Brutpaare – Rebhühner gelten hierzulande also als stark gefährdet.
Mit seiner angegliederten biologischen Landwirtschaft in seiner Außenstelle Gut Mittelbüg in Schwaig bietet der Tiergarten den Rebhühnern einen idealen Lebensraum: Kleinparzellige Acker- und Wiesenflächen und Feldraine sorgen für ein ausreichendes Nahrungsangebot und Versteckmöglichkeiten für die bis zu 30 Zentimeter großen Vögel, die sich hauptsächlich laufend oder in niedrigem Gleitflug fortbewegen.
Im Frühjahr haben Tiergartenmitarbeitende zudem gemeinsam mit Jägern des Reviers Schwaig / Rückersdorf / Wetzendorf und Kindern der Grundschule Schwaig eine Hecke gepflanzt: Sie wird in den kommenden Jahren zu einem Rückzugs- und Nistort für die Rebhühner heranwachsen. Wenn der Ansiedelungsversuch gelingt, helfen die Rebhühner im Gegenzug den Landwirtinnen und Landwirten. Denn sie halten Schädlinge in Schach, indem sie sie auffressen.
Auswilderung an drei Standorten
Die Auswilderungsaktion fand Ende Juli in Abstimmung mit den Behörden an drei Standorten statt: Zehn Vögel entließen die Kinder der Grundschule Schwaig gemeinsam mit Oliver Pürkel, Tierpfleger im Tiergarten und zugleich Jäger, nahe kleiner Ackerparzellen in Gut Mittelbüg in die Natur. Zehn weitere Vögel haben sie in eine Wiese in Rückersdorf entlassen. Kinder der Kunigunden Mittelschule haben schließlich die übrigen zehn Rebhühner bei Lauf ausgewildert.
Für die Grundschule Schwaig ging mit der Auswilderungsaktion ein ereignisreiches Landwirtschaftsjahr zu Ende, das sie im Rahmen einer Kooperation mit der Zoopädagogik des Nürnberger Tiergartens erlebt hat. „Mit der Auswilderung haben die Kinder gesehen, dass das Zusammenleben mit der Natur ein Kreislauf ist“, sagt Oliver Pürkel. „Die Kinder haben die Hecke und Nutzpflanzen gepflanzt und gepflegt und sehen nun, dass die nicht nur als Nahrungsquelle für den Menschen, sondern auch als Lebensraum für die Tiere dienen. Wir sollten keinen Raubbau an der Natur betreiben, sondern nachhaltig denken.“
Der Tiergarten freut sich sehr über die langfristige Kooperation mit der Schwaiger Grundschule. „Die regelmäßigen Unterrichtseinheiten am außerschulischen Lernort Gut Mittelbüg ermöglichen den Schülerinnen und Schülern regelmäßige und vielfältige originale Begegnungen mit Wild- und Nutztieren“, sagt Zoopädagogin Barbara Reinhard. „Dabei kann ein Bewusstsein geschaffen werden, welchen Einfluss der Verbraucher auf das ‚Nutz-Tierwohl‘ hat und welche Unterstützung Wildtiere in einer Kulturlandschaft benötigen.“
Die Rebhühner, die nun ausgewildert wurden, stammen von einem privaten Züchter aus dem Nürnberger Land. Ob die Auswilderung tatsächlich gelungen ist, kann man erst in den kommenden Jahren beurteilen – dann, wenn noch Tiere da sind und sie sich auch vermehren. Landwirte können den Vögeln helfen, wenn sie später mähen und Blühstreifen stehen lassen. Bürgerinnen und Bürger können die Bemühungen unterstützen, indem sie mit ihren Hunden auf den Wegen bleiben und sie an die Leine nehmen.