Fanilo („das Licht“) und Kiano („Wirbelwind“) heißen die aktuellsten Neuzugänge der Wilhelma: Die beiden Fanalokas sind aus dem Zoo Neunkirchen nach Stuttgart gekommen. Sie haben vor kurzem ihr neues Domizil im Maurischen Landhaus bezogen.
Fanalokas sind kleine, auf Madagaskar endemisch lebende Raubtiere. Sie werden etwa so groß wie Hauskatzen, haben aber kürzere Beine und sind etwas leichter als ein Stubentiger. Eine Besonderheit ist ihr langer, buschiger Schwanz, der ihnen als Energiereservoir für schlechte Zeiten dient: Fanalokas können dort Fett einlagern und so ihr Gewicht um 25 Prozent steigern. Sie leben in Regen- und Laubwäldern an der Ostküste der afrikanischen Insel und sind nacht- und dämmerungsaktiv. Im Schutz der Dunkelheit machen sie Jagd auf Krebse, Würmer und Insekten, aber auch kleine Säugetiere, Reptilien und Amphibien stehen auf ihrem natürlichen Speiseplan. In Zoos sind sie aber durchaus auch tagsüber zu sehen: „Bei uns fällt der Druck vor eventuellen Fressfeinden natürlich weg“, sagt Volker Grün, Leiter der Zoologie in der Wilhelma. Ein geschicktes Futtermanagement, das die Tiere auch zur Tageszeit nach draußen lockt, tut sein Übriges.
Der Bestand der Fanalokas in der Natur sinkt – vor allem, weil ihr natürliches Habitat, die tropischen Wälder Madagaskars, bedroht ist. In Europa werden diese Raubtiere nur noch in einem englischen Zoo und in Neunkirchen gehalten. Aus letzterem stammen die 2021 und 2022 geborenen Brüder, die jetzt im Zoologisch- Botanischem Garten in Stuttgart eine neue Heimat gefunden haben. Mit dieser ungewöhnlichen neuen Tierart möchte die Wilhelma auch auf die Lebensraumzerstörung aufmerksam machen, die so viele einzigartigen Tier- und Pflanzenarten auf Madagaskar bedroht.
Fanalokas gehören wie der Falanuk, die Fossa und die Madagaskar-Manguste zur Gruppe der Madagassischen Raubtiere. Ihre Zusammengehörigkeit wurde erst vor 20 Jahren durch molekulargenetische Untersuchungen festgestellt. Es wird davon ausgegangen, dass die Vorfahren der Tiere vor 18 bis 24 Millionen Jahren nach Madagaskar gekommen sind. Wie sie das geschafft haben, ist aber unklar: Die viertgrößte Insel der Erde liegt 400 Kilometer vom nächsten Festland, der Ostküste Afrikas, entfernt.
Die Wilhelma möchte mittelfristig als dritter europäischer Zoo in die Nachzucht der Fanalokas einsteigen, um mitzuhelfen, eine genetisch stabile Reservepopulation aufzubauen. Dazu müsste aber ein passendes Weibchen aus einem Zoo aus Übersee kommen, um frisches Blut in die europäische Zoo-Erhaltungszuchtlinie zu bringen.