Dem Zoo Duisburg ist ein großer Erfolg in Sachen Arterhalt gelungen: Mehrere Hundert kleine Mangarahara-Buntbarsche sind im Aquarium geschlüpft. Bis 2013 galt die ursprünglich nur auf Madagaskar beheimatete Tierart als ausgestorben. Weltweit arbeiten Zoos an der Rettung der unscheinbaren Fischart. Gäste des Zoos können die Mini-Fische beobachten.
Unter den wachsamen Augen der Eltern wuseln hunderte kleine Fischlarven umher. Ihr Schlupf im Aquarium des Zoo Duisburg ist eine Sensation, denn erstmals wachsen am Kaiserberg Vertreter dieser hochbedrohten Tierart heran. „Das ist ein großer Erfolg – für uns als Zoo, sowie für den Schutz dieser unscheinbaren Fische“, freut sich Revierleiter Maik Peschke. Dabei betont der Tierpfleger die Rolle, die wissenschaftlich geführte Zoos auch für den Schutz unscheinbarer Tierarten einnehmen: „Man kann sagen – wir als Zoofamilie sind Unterstützer von Tierarten, die ansonsten kaum Freunde haben. Wir sind wichtige Partner und Motoren im Artenschutz und geben jeden Tag unser Bestes für unsere Schützlinge sowie dem Schutz der biologischen Vielfalt“.
Seit Sommer 2020 betreut das Aquarienteam die Mangarahara-Buntbarsche. Schon die Eiablage im Schauaquarium vor einigen Wochen war für Maik Peschke etwas ganz Besonderes. „Nun gilt es Daumen drücken, dass ein Teil der Jungtiere auch groß wird“, so Peschke, der mit seinen vielen Jahren Berufserfahrung um die Herausforderung der Aufzucht von Jungfischen in Gemeinschaftsanlagen weiß. Insbesondere müssen die Eltern ihren Nachwuchs beschützen und das Futter muss auf die Jungtiere besonders abgestimmt sein. Daher servieren die Mitarbeitenden mehrfach täglich Plankton, um die Aufzucht bestmöglich zu unterstützen. Es ist schon das zweite Mal, dass im Zoo Duisburg eine hochbedrohte Fischart aus Madagaskar vermehrt werden konnte. Schon im Sommer 2021 gelang dem Aquarien-Team – als zweite Einrichtung in Europa – die Nachzucht des Loiselle-Madagaskarbuntbarsches.
Neben den Magarahara-Buntbarschen und den Loiselle-Madagaskarbuntbarschen lebt mit den Madagaskar-Ährenfischen eine dritte Fischart der Flusssysteme Madagaskars am Kaiserberg. Die Gründe für die Gefährdung der drei Arten sind vielfältig – aber alle menschengemacht: Brandrodung für die Landwirtschaft, das unkontrollierte Abholzen des Regenwaldes für Feuerholz und die Produktion von Holzkohle führen unter anderem dazu, dass immer mehr ursprünglicher Regenwald auf Madagaskar gerodet und unwiederbringlich zerstört wird. Dadurch kommt das Ökosystem aus dem Gleichgewicht, Seen und Flüsse trocknen aus, der Lebensraum zahlreicher Fischarten schwindet. Für Oliver Mojecki, Zoologischer Leiter in Duisburg, steht es außer Frage, dass diese Tierarten ohne das Engagement der Zoos und ihren Netzwerken verloren wären: „Die Bedingungen im ursprünglichen Lebensraum verschlechtern sich dramatisch. So wird einmal mehr deutlich, dass Zoos wichtige Archen für Tierarten sind, die im ursprünglichen Lebensraum vom Menschen verdrängt wurden. Zugleich machen zahlreiche erfolgreiche Wiederansiedlungen verschiedensten Tierarten Hoffnung für die Zukunft“.
Der Magarahara-Buntbarsch: Die Geschichte der globalen Rettungsaktion
Mehrere Jahre galt der Mangarahara-Buntbarsch als „im Freiland ausgestorben“. Im Jahr 2013 wurden einige Individuen auf Madagaskar wiederentdeckt. Es begann eine globale Rettungsaktion: Die 18 gefundenen Buntbarsche wurden in eine Fischzuchtanlage auf Madagaskar überführt und sie vermehrten sich. Zum Aufbau eines sicheren Bestandes außerhalb Madagaskars wurde ein Teil der Jungfische nach Kanada geschickt. Auch im Zoo von Toronto vermehrten sich die Buntbarsche so gut, dass einige Tiere nach Europa überführt werden konnten. Dem Kölner Zoo, der mittlerweile auch die Zuchtprojekte für madagassische Fische koordiniert, gelang die Zucht ebenfalls, so dass das Netzwerk zum Erhalt der Mangarahara-Buntbarsche größer wurde. Von Köln aus siedelten im Sommer 2020 insgesamt 30 Tiere ins Duisburger Aquarium um, wo sie das neu gestaltete Madagaskarbecken sowie eine Zuchtanlage hinter den Kulissen bezogen. „Wir sind Teil des Netzwerkes zur Erhaltung des Mangarahara-Buntbarsches und wollen mit der Haltung und Zucht dieser bedrohten Tierart aktiv dazu beitragen, eine stabile Reservepopulation unter geschützten Bedingungen zu etablieren. Einen ersten Schritt haben wir nun getan, worauf wir sehr stolz sind“, verdeutlicht der Zoologische Leiter Oliver Mojecki.