Während draußen klirrende Kälte herrscht, beginnt in den Gewächshäusern der Wilhelma bereits der Frühling. Einer der Höhepunkte im Blühkalender des Zoologisch-Botanischen Gartens Stuttgart ist derzeit zu bewundern. In Rot und Rosa, Weiß und Purpur – verziert vom Gelb der oft üppigen Staubblätter – strahlen die Kamelien aus dem grünen Blattwerk in unzähligen Facetten den Besucher*innen entgegen.
Durch die Spalier stehenden Schönheiten spazierte schon König Wilhelm I. von Württemberg. 200 große Exemplare der Camellia japonica hatte der Begründer der Wilhelma 1845 seinen Hofgärtner erwerben und per Schiff nach Cannstatt bringen lassen. Rund 20 dieser ursprünglichen Pflanzen sind heute noch – fast 180 Jahre später – in der ehrwürdigen Kameliensammlung zu sehen. Zur Kunst der Wilhelma-Gärtner*innen gehört es, die Sträucher jeweils so zu schneiden, dass sie für den begrenzten Platz im historischen Gewächshaus in Form bleiben, aber jedes Jahr wieder kraftvoll austreiben. Angewachsen ist der Bestand auf inzwischen 12 Arten und rund 150 Sorten.
Die Pflege der ursprünglich in Gebirgsregionen Chinas, Japans und Nepals beheimateten Pflanzen ist gar nicht so einfach. Kamelien haben es sommers wie winters gerne kühl. Aber ausgerechnet in den Sommermonaten sollte es dabei schattig sein, im Winter dagegen hell. Zudem benötigen Kamelien kalkarme Böden mit gleichmäßiger Feuchte, für die sie temperiertes und enthärtetes Wasser bevorzugen. Das Bestreben, die Ziersträucher daheim in Wohnräumen zu halten, gelingt deswegen fast nie.
Mit sehr heißem Wasser ist das importierte Gewächs aber hierzulande in aller Munde: als Tee. Allerdings liefern nur die Blätter der Teepflanze Camellia sinensis dafür ein angenehmes Aroma. Als Getränkelieferant ist sie beliebt, doch mit ihren kleinen Blüten unscheinbar. Daher ist sie in der Wilhelma bei den tropischen Nutzpflanzen im Maurischen Landhaus anzutreffen. Dagegen ist die wenig schmackhafteCamellia japonica der Star in der Historischen Gewächshauszeile.