Unmittelbar am Flüsschen Anger gelegen und eingebettet in einen alten englischen Landschaftspark befindet sich eine der ältesten erhaltenen Industrieanlagen in Deutschland: die Baumwollspinnerei Cromford in Ratingen.
Eine Baumwollspinnerei, angetrieben von einem mächtigen Wasserrad und mit Maschinen „nach englischer Art“, was nebenbei darauf hinweist, dass Brügelmann seinen Reichtum einem recht rüden Akt von Industriespionage verdankte – er hatte sich die Ideen für seine Fabrik schlicht und einfach in England gestohlen. Egal – die Geschäfte liefen, und bald konnte sich Brügelmann neben seiner Fabrik ein Herrenhaus bauen, das mehr an ein Schloss erinnert als an eine bescheidene Fabrikantenwohnung. Die Ausstellung im Herrenhaus erzählt heute über die Lebenswelten der Familie Brügelmann, vom wirtschaftlichen Handeln in politisch unsicheren Zeiten wie auch von ganz privaten Dingen. Darüber hinaus wird der prachtvolle Gartensaal im Herrenhaus auch als Außenstelle des Standesamts Ratingen genutzt.
Herzstück der Präsentation in der Fabrik sind die „Waterframes“, englische Spinnmaschinen, die von einem Fachmann in jahrelanger Arbeit nachgebaut wurden und heute genau wie damals funktionieren. Knarrend dreht sich das riesige Wasserrad, klappernd spinnen die komplizierten Maschinen aus Holz und Messingzahnrädern die Baumwolle zu Garn. Man kann sich richtig vorstellen, wie es damals zuging, in der hohen Fabrik – laut, eng und stickig. Die Bedingungen, unter denen die Arbeiterinnen und Arbeiter in Cromford litten, waren nämlich alles andere als idyllisch. Auch darüber informiert das Museum – und über das Schicksal der vielen Kinder, die hier arbeiteten.
1783/84 von dem Wuppertaler Kaufmann und Unternehmer Johann Gottfried Brügelmann gegründet, gilt sie heute als erste vollmechanische Baumwollspinnerei auf dem europäischen Kontinent. Fast vollständig ist die frühindustrielle Anlage aus dem späten 18. Jahrhundert erhalten: die fünfstöckige „Hohe Fabrik“ und das spätbarocke Herrenhaus Cromford – heute beides Gebäude des LVR-Industriemuseums, die „Alte Fabrik“, die schlichten Arbeiterwohnungen, das Kontor und das Radhaus, das einst das Wasserrad beherbergte.