Nach unzähligen Stunden der Bergung wurde Marcita am vergangenen Freitagnachmittag in die Pathologie gebracht. Noch am Abend wurde die Untersuchung aufgenommen. Äußere Einwirkungen sowie das Verschlucken von Fremdkörpern können ausgeschlossen werden. Nach der anatomischen wird nun eine histologische Untersuchung vorgenommen. Dabei werden die Organe detailliert untersucht und die verschiedenen Gewebetypen unter dem Mikroskop mit spezifischen Färbemethoden ausgewertet. Das kann mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Parallel werden die Nashörner auf diverse Infektionskrankheiten untersucht. Körperflüssigkeiten werden dabei genau unter die Lupe genommen. Das Augenmerk liegt auf Stoffwechselprodukten, um die Organfunktion zu prüfen. Zusätzlich wird noch geprüft, ob eine Vergiftung vorliegt.
Die bisherige Untersuchung ergab, dass Marcita einen weiblichen Fötus trug. Das ist nicht nur für den Zoopark ein herber Verlust, sondern auch für das europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP). Entsprechend groß ist die Anteilnahme aus anderen Zoos und natürlich von den Besuchern und Zoofreunden, was die Mitarbeiter des Zooparks sehr zu schätzen wissen.
Aber leider lesen wir auch Kommentare, die uns zeigen, dass nicht jeder versteht, warum es zoologische Gärten überhaupt gibt: “Diese Tiere gehören in ihren ursprünglichen Lebensraum”, “Lasst den Tieren die Freiheit” oder “Schafft die Zoos ab” sind nur einige Beispiele. Fakt ist einfach: Sämtliche Nashornarten der Welt sind von der Ausrottung im Freiland bedroht. Nashörner werden dort wegen ihres Horns gnadenlos abgeschossen aus Profitgier des Menschen. Zusätzlich wird der natürliche Lebensraum vom Menschen zerstört. Priorität hat deshalb der Erhaltung des natürlichen Lebensraumes und der Schutz vor Wilderei. Dafür haben jedoch die meisten Ursprungsländer keine finanziellen Mittel. Oftmals lebt die eigene Bevölkerung in Armut. Zoos helfen genau an dieser Stelle: 2020/21 haben Zoobesucher europaweit knapp 176.000 Euro für den Erhalt bedrohter Nashörner gespendet – und mehrere Millionen insgesamt für den Artenschutz. Ohne Zoos stünde dieses Geld nicht zur Verfügung.
Die Nashornzucht in Zoos ist deshalb so wichtig, weil jedes Individuum zählt, um die Art zu erhalten – auch Zooindividuen z.B. als genetische Reserve. Möglichst viel der ursprünglichen Genetik zu erhalten ist wichtig und genau dazu tragen Zoos bei: wissenschaftlich geleitete Zoos, wie es der Thüringer Zoopark Erfurt ist, sind weltweit vernetzt, um auch sicher zu stellen, dass die Zuchtprogramme den höchstmöglichen Standard haben und dass, wenn die Wilderei beendet ist, dann auch Zoo-Nashörner durch eine Auswilderung die lokale Population verstärken können. Weiterführendes Infomaterial zum Nashorn-Schutz und verschiedene Projekte, die auch von Zoos unterstützt werden, finden Interessierte hier: www.savetherhino.org Spenden sind willkommen! Denn für den Zoopark wäre nämlich sehr schön zu lesen: “Es muss der natürliche Lebensraum für die Nashörner erhalten werden” und “Ich habe heute dafür gespendet”.